Sittich und Papageienzucht Klaus Ofen

Die Buckfast Biene

Buckfastbiene

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Buckfastbienen mit dem typischen lederbraunen ersten Hinterleibsring

Die Buckfastbiene ist eine Zuchtrasse der Westlichen Honigbiene (Apis mellifera), die von Karl Kehrle (Bruder Adam) im englischen Benediktinerkloster Buckfast ab 1916 gezüchtet wurde.

Inhaltsverzeichnis

Entstehung

Im Jahre 1913 wurde die Dunkle Europäische Biene (A. m. mellifera), die ursprünglich auf den britischen Inseln beheimatet war, durch ein Bienensterben fast völlig ausgerottet. Amtlich wurde als Ursache die Tracheenmilbe festgestellt. Neuere Erkenntnisse halten eine durch diese Milbe verursachte Virose für wahrscheinlich.[1] Bruder Adam begann danach mit den überlebenden Bienenvölkern (Mischlinge der Dunklen Biene und Italienischen Biene, A. m. ligustica) eine Rasse zu züchten, die widerstandsfähiger, fleißiger und friedlicher sein sollte. Dazu kreuzte er lederbraune italienische Bienen mit Drohnen der einheimischen dunklen Biene.

Zuchtstand von Bruder Adam im Kloster Buckfast

Bei der Zucht seiner Buckfastbiene wich er von der konventionellen Bienenzucht ab. Das von ihm gewählte Zuchtverfahren stützte sich auf die wissenschaftlichen Ausarbeitungen von Ludwig Armbruster (Bienenzüchtungskunde, 1919 / Anwendung wissenschaftlicher Vererbungslehre auf die Züchtung von Nutztieren).

Das Ergebnis ist eine friedliche, schwarmträge Bienenrasse, die bei Verwendung moderner Wirtschaftsweisen (Magazin-Beute im Dadant- oder Langstroth-Maß bei paarweiser Anordnung) überdurchschnittliche Erträge bringt. Das erfolgreiche Imkern mit der Buckfastbiene ist jedoch nicht an diese speziellen Beutenarten gebunden, wie deren Haltung in der heute weit verbreiteten Zanderbeute beweist.

Zucht der Buckfastbiene

Konventionelle Bienenzucht natürlicher Bienenrassen

Die Zucht der Honigbiene durch den Imker (Bienenzüchter) erfolgt üblicherweise innerhalb einer natürlichen Bienenrasse ausschließlich durch Reinzucht. Dabei werden Bienenköniginnen immer mit Drohnen der gleichen Bienenrasse gezielt verpaart und gemäß festgelegter, rassetypischer Körpermerkmale und Eigenschaften (Zuchtziel) selektiert. Die natürlichen Bienenrassen sind zu unterscheiden durch ihre Farbe und durch bestimmte Körpermerkmale (z.B. Flügelgeäder des Vorder- und Hinterflügels).

Im Unterschied zur konventionellen Bienenzucht setzte Bruder Adam zur Erzielung seiner Zuchtziele auch andere Zuchtmethoden (Rassenkreuzung) ein, die in der Natur nur in den Grenzgebieten der unterschiedlichen Lebensräume zweier Bienenrassen vorkommen.

Wegen der komplizierten Paarungsbiologie der Honigbiene (Königin und Drohn paaren sich im Flug, wobei die Königin von bis zu 30 unterschiedlichen Drohnen begattet werden kann) erfolgt die Anpaarung in kontrollierten und geschützten Gebieten, sog. Belegstellen. Da Königin und Drohn beim Paarungsflug jeweils mehrere Kilometer zurücklegen, gelten Landbelegstellen in Bezug auf eine gezielte Anpaarung von selektierten Königinnen und Drohnen als unsicher. Als sichere Belegstellen gelten besondere Hochgebirgsbelegstellen oder Inselbelegstellen mit entsprechendem Abstand zum Festland. Die sicherste gezielte Anpaarung geschieht durch künstliche Besamung der Königin.

Die Anfälligkeit der Honigbiene für Inzucht, mit den sich daraus ergebenden negativen Erscheinungen für die Zuchtpopulation, ist bei Bienenzüchtern bekannt. Bei Reinzucht der Honigbiene sind daher viele an der Zucht beteiligte Bienenvölker (breite Zuchtbasis) erforderlich, um Inzucht-Depressionen langfristig zu vermeiden.

Bruder Adam war fest davon überzeugt, dass die ausschließliche Reinzucht der Honigbiene zwangsläufig zu Inzuchtproblemen und einer „genetischen Erosion“ innerhalb dieser Rasse führen müsse. Einen Lösungsweg für dieses Problem fand er in den wissenschaftlichen Arbeiten von Prof. Ludwig Armbruster. Hier wurde eine Zuchtmethode aufgezeigt, die unter Beachtung der Vererbungsgesetze zu einer neuen, künstlich erzüchteten Bienenrasse (Zuchtrasse), der Buckfastbiene führte.

Dynamisches Zuchtverfahren der Buckfastbiene

Neben der Verwendung anderer Zuchtmethoden wird in der Buckfastzucht, gegenüber der konventionellen Bienenzucht, auf die Festlegung von rassetypischen Körpermerkmalen (Behaarung des Bienenkörpers, Flügelindex) ganz verzichtet. Die Buckfastbiene definiert sich nur über ihre Eigenschaften. Farbunterschiede und verschiedene Körpermerkmale sind zuchtbedingt gegeben.

Das von Bruder Adam entwickelte dynamische Zuchtverfahren beinhaltet die Möglichkeit einer zeitlich unbegrenzten Weiterzüchtung der Buckfastbiene ohne Vitalitätsverlust bei den Bienenvölkern. Das Zuchtverfahren folgt hierbei den auch auf die Zucht der Honigbiene anwendbaren Vererbungsgesetzen zur Erzielung einer „erbfesten“ Zuchtrasse.

Das Dynamische Zuchtverfahren besteht aus drei Zuchtmethoden:

  • Reinzucht (Erhaltungszucht)
  • Kreuzungszucht (Kreuzung der Buckfastbiene mit einer natürlichen, fremden Bienenrasse)
  • Kombinationszucht (parallel geführte Erprobungszucht, oft über mehrere Jahre fortgesetzt)
Grafische Darstellung des Dynamischen Zuchtverfahrens der Buckfastbiene

Basis der Buckfastzucht ist der in Reinzucht (Anpaarung von Buckfast-Königinnen mit Buckfast-Drohnen) gehaltene Buckfaststamm mit unterschiedlichen Zuchtlinien (Bezeichnung B1, B2, B3 usw., wobei „B“ für Buckfast steht und die Zahl die Kastennummer ist, in dem eine bestimmte Bienenkönigin mit ihrem Volk sitzt).

Parallel zum Buckfaststamm werden separate Rassenkreuzungen (Kreuzungszucht) geführt (Anpaarung einer ausgesuchten Rasse der westlichen Honigbiene mit der Buckfastbiene). So wurden im Laufe von Jahren ausgesuchte Bienenrassen aus allen Teilen der Welt getestet und teilweise in diese neu entstandene Buckfast eingekreuzt: Zyprische Biene (A. m. cypria), Kärntner Biene (A. m. carnica), Südgriechische Biene (A. m. cecopria), Anatolische Biene (A. m. anatolica), Makedonische Biene (A. m. macedonica) aus Athos und die Ägyptische Biene (A. m. lamarckii). Nicht alle dieser Anpaarungen wurden dauerhaft in der Buckfastzucht verankert, so wurde die A. m. carnica und auch die A. m. cypria wieder ausgeschieden.

Diese Rassenkreuzungen werden nachfolgend in Kombinationszucht parallel und separat zum Buckfaststamm weitergeführt. Hierbei erfolgt immer wieder eine Anpaarung mit den Zuchtlinien des Buckfaststammes oder auch mit anderen Zuchtlinien der Kombinationszucht. Erst wenn nach mehrjähriger Prüfung und Selektion die Kombinations-Zuchtlinien in ihren Eigenschaften entsprechen, werden sie in den Buckfaststamm eingegliedert.

Zucht setzt immer eine sorgfältige Prüfung der Zuchtergebnisse und eine kompromisslose Selektion der Zuchttiere voraus. Sobald ein Verlust bestimmter Eigenschaften oder ein Vitalitätsverlust bei einer in Reinzucht selektierten Buckfastlinie (Zuchtlinie innerhalb des Buckfast-Stammes) feststellbar ist, wird durch Eingliederung einer in Kombinationszucht geführten Parallel-Zuchtlinie neues Blut und damit eine Eigenschaftsverbesserung hinzugefügt.

Heute

Die Buckfast-Biene ist in Deutschland für Imker über die Buckfast-Landesverbände oder Buckfast-Züchter erhältlich. Auch in Fachzeitschriften werden Königinnen angeboten. Vor allem wirtschaftlich orientierte Imkereien (Berufs- und Erwerbsimker) halten gerne die Buckfastbiene. Die Buckfastbiene wird zwischenzeitlich weltweit nach der von Bruder Adam vorgegebenen Zuchtrichtlinie gezüchtet.

Bruder Adam feierte als Züchter große Erfolge

In einer groß angelegten Untersuchung der Ludwig-Maximilians-Universität München wurden DNA-Untersuchungen zur Biodiversität von 2440 Buckfasteinzelbienen verschiedener Züchter mit Carnica- und Ligusticabienen verglichen. Prof. Martin Förster hatte 62 DNA-Marker benutzt und stellt abschließend fest:

„Einfach zusammengefasst heißt dies: Bienen sind zu schade, um in Reinzucht zu verarmen, weil eine erhöhte genetische Vielfalt die Bienen und unsere gemeinsame Umwelt schützt.“[2]

Der Autor Alison Benjamin warnt in seinem Buch Welt ohne Bienen - Wie das Sterben einer Art unsere Zivilisation bedroht:

„Genetisch vielfältige Völker zeigten stabilere Reaktionen auf veränderte Umwelteinflüsse. Die Hypothese, dass dieselben besser mit Krankheiten fertig werden, wurde noch durch weitere Studien bestätigt.“[3]

Kritik

In Deutschland und Österreich ist die Haltung der Buckfast nicht unumstritten. In diesen beiden Ländern wird heute von den Imkern überwiegend eine andere Bienenrasse, die Kärntner Biene (A. m. carnica) gehalten und gezüchtet. Die Carnica wurde im 20. Jahrhundert aus Kärnten und Slowenien in den deutschsprachigen Raum importiert, wo sie die einheimische Biene Apis mellifera mellifera verdrängte. Manche Imker sehen in der Einführung von Buckfast-Bienen die Reinzucht ihrer Rasse bedroht. Dies hängt damit zusammen, dass Bienenköniginnen im Flug begattet werden (s. Hochzeitsflug) und Drohnen kilometerweit fliegen können, sodass Kreuzungen verschiedener Rassen nur ausgeschlossen sind, wenn in weitem Umkreis keine Bienen einer anderen Rasse gehalten werden.

Auf Grund dieses besonderen Paarungsverhaltens der Honigbiene wird daher die echte Reinzucht, sobald unterschiedliche Bienenrassen vorhanden sind, nur in speziell geschützten Gebieten (Belegstellen) bzw. über die künstliche Besamung der Königinnen möglich sein. Glücklicherweise tritt bei der heute zwangsweise auftretenden Verkreuzung beider Rassen aber keine übermäßige Neigung zur Stechlust auf, wie sie z.B. in den 1960er Jahren bei der Umstellung der sogenannten Landrasse (weitgehend noch A. m. mellifera) auf die Carnica zu beobachten war. In der Praxis kann die Vermischung dazu führen, dass Bienenvölker mit standbegatteten Buckfast-Königinnen von den Carnica-Drohnen wieder den (sonst unterdrückten) Schwarmtrieb und umgekehrt Carnica-Völker ein geändertes (stärkeres) Brutverhalten erben.

Quelle Wikipedia